Donnerstag, 4. Mai 2017

Ist den Menschen das klar?

Beim Mal-wieder-auf-meinem-Blog-einloggen fand ich folgenden schon vor längerer Zeit verfassten, aber nie veröffentlichten Post. Da ich ihn immer noch lesenswert finde, habe ich also den Staub weg gepustet und präsentiere euch nun einige meiner Gedanken von vor zwei Jahren:

"Neulich hatte ich ein sehr interessantes Gespräch in der Mensa. Im Zuge eines Vortrages hatte ich es mit mehreren Geisteswissenschaftlern zu tun. Ich würde mal sagen das ist so als Geograph doch eher eine Seltenheit. Naja, jedenfalls saßen wir da so in der Mensa und unterhielten uns über dies und jenes. Nach einiger Zeit kamen wir dann tatsächlich auch auf mein Studium zu sprechen und was man denn da eigentlich so damit macht.
Naja, sagte ich, Raumplanung interessiert mich. - Aha. Und was ist das? Hm. Hatte der wirklich keine Vorstellung davon, dass es unsere Gesellschaft sehr notwendig macht unsere Umwelt, unseren Lebensraum zu planen?  Zwischen den verschiedensten Interessen abzuwägen? Zu schauen, dass auch mal die Natur  noch Platz bekommt?
Das hat mich ganz schön geschockt. Das Gespräch ging weiter und irgendwann meinte ein anderer aus unserer Gruppe (der anscheinend doch eine ähnliche Denkweise wie ich hat - puh, doch nicht ganz allein in der Gruppe-) dass er nicht glaubte dass der Mensch das Leben auf der Erde auslöschen könnte. Sich selbst vielleicht. Aber Leben würde es immer geben.
Das schien mein Gegenüber doch schon sehr zum Nachdenken anzuregen.
Mir viel noch ein altbekanntes Sprichwort ein: "Der Mensch braucht die Natur, aber die Natur den Menschen nicht."
Ich glaube dann hatten wir wirklich den Denkmechanismus angeworfen.
Was er sich nun denkt weiß ich nicht.
Aber mir ist einmal mehr aufgegangen, dass solche Überlegungen wohl für viele Menschen, selbst für die die anscheinend viel nachdenken und sehr gebildet erscheinen, doch sehr fremd sind.
Was kann man tun um das zu ändern?
Für mich ist das oben genannte Sprichwort ein Lebensgrundsatz. Es hält mich dazu an, dankbar zu sein, dass wir so eine wunderschöne Natur haben, ohne die wir nicht leben könnten. Gottes Schöpfung. Und aus dieser Überlegung heraus frage ich mich oft: Mit welchem RECHT darf der Mensch das alles zerstören? Denn selbst wenn er sie nicht vollständig klein kriegen kann, nachhaltig zerstören und unwiederbringlich kaputt machen, dass kann der Mensch trotzdem. Wir müssen doch unsere Lebensgrundlage erhalten?!
Ich glaube ich fühle mich hier als Gast. Einer, der sich zu Hause fühlen darf, der wirklich von ganzem Herzen willkommen ist. Der ganz lange bleiben darf.
Einem so freundlichen Gastgeber will ich so wenig wie möglich Umstände verursachen, geschweige denn ihm schaden."

Nun, inzwischen bin ich älter geworden. Ich habe die Uni gewechselt, neues Wissen gesammelt, diskutiert und neue Standpunkte kennen gelernt. Meine Meinung hat sich nicht geändert, aber doch etwas verschoben.

Noch immer fühle ich mich als Gast auf dieser Erde. Noch immer empfinde ich meine Umwelt als Gottes Schöpfung und glaube nicht, dass ich ein Recht habe diese zu zerstören. Auch denke ich immer noch, dass die Natur ohne den Menschen sehr wohl weiter bestehen könnte, aber der Mensch ohne die Natur nicht lange überleben könnte. Deswegen denke ich inzwischen, dass "Naturschutz" ein grundlegend anthropozentrischer Ansatz ist. Und dass dies immer bei einer Diskussion um Naturschutz allen Beteiligten klar sein sollte.
Was mir vor zwei Jahren auch noch nicht in dieser Weise klar war: Auch der Mensch hat eine ökologische Funktion und zerstört nicht nur Artenvielfalt, sondern er schafft auch Artenvielfalt. Der Mensch hält Flächen in der Landschaft waldfrei und schafft damit Kulturlandschaft. Viele Arten kommen nur in der Kulturlandschaft (also beispielsweise in der Umgebung von Feldern, Wiesen oder Streuobstwiesen) vor. Ihr Lebensraum entsteht erst durch das Wirtschaften des Menschen.

Was ist also Naturschutz? Was ist sein Ziel?
Tja, auf diese Fragen gibt es sehr unterschiedliche Antworten. Ich habe noch keine abschließende Antwort für mich gefunden. Aber ich glaube wir brauchen beides: Kulturlandschaft, in der der Mensch mit Rücksicht auf alles andere Lebende und seine eigene Lebensgrundlage wirtschaftet, und Gebiete, in denen der Mensch möglichst seine Finger aus dem Spiel lässt.

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